
Wir trauern um Rabbiner Manfred Gans, dem Namensgeber der Jugendherberge in Leer. Er starb am 9. August 96jährig in New York, wo er bis vor zehn Jahren noch als Rabbiner wirkte, so Bürgermeister a.D. Wolfgang Kellner als Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Manfred Gans stammt aus dem Haus Mühlenstraße 17 (heute Buchhandlung Schuster), in dem sein Vater Hermann Gans (geboren 1884 in Jemgum) eine Uhrmacherei und Gold- und Silberwarenhandlung betrieb. Das Gesellenstück des Vaters, eine Jugendstiluhr, hängt heute am Gebäude des Volksbank. Die Familie Gans war eine patriotische deutsche Familie. Vater Hermann war im Ersten Weltkrieg vier Jahre lang als Soldat an der Westfront. Sein Großvater Jacob Nathan Gans, der firmengründer, liegt auf dem Jüdischen Friedhof an der Groninger Straße .
Nachdem der NS-Terror auch in der Heimatstadt Leer immer stärker wurde, gelang es der Familie, 1938 über Le Havre mit dem Dampfer „De Grasse“ nach New York zu flüchten und entging damit dem millionenfachen Mord an den Juden.
Manfred Gans war damals 14 Jahre alt. Etwa ein Jahr vor der Ausreise begann er, eine Tora-Talmud-Schule zu besuchen, um sich dort auf das Rabbinatsstudium vorzubereiten. Zuvor besuchte er die Jüdische Schule in Leer (heute: Gedenkstätte Ehemalige Jüdische Schule). In Amerika setzte er seine Ausbildung fort und wurde Rabbiner. Mit 26 Jahren wurde er 1950 als zweiter Rabbiner der „Congregation Machane Chodosh“ ordiniert. Dort arbeitete er 60 Jahre lang und legte erst 2010 im Alter von 86 Jahren sein Amt nieder. Manfred Gans besuchte ab 1995 mehrfach seine einstige Heimatstadt. Er beeindruckte durch seine bescheidene, ruhige Art und durch seine tiefgehenden Ansprachen bei verschiedenen Gelegenheiten. Seine Heimat war New York. Leer behielt als Geburtsort einen besonderen Stellenwert für ihn. So waren Schülerinnen und Schüler des TGG mit ihrer Lehrerin Claudia Lax vor Jahren sehr dankbar für einen persönlichen Schriftwechsel.
Im Jahre 2012 wurde die sanierte Jugendherberge auf Vorschlag von Lore und Günter Prahm nach dem Verstorbenen benannt und in seinem Beisein wiedereröffnet.
Mit Manfred Gans verlieren wir einen Zeitzeugen des jüdischen Lebens in Leer und einen Mahner gegen das Vergessen des Leidens und der Verbrechen an den jüdischen Menschen, auch in Leer, so Wolfgang Kellner.